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Das Damwildgatter in der Bad Oeynhausener Schweiz

Sicherlich ist es Zufall gewesen, dass vor 80 Jahren, im Gründungsjahr des hiesigen Hegerings, in der Bad Oeynhausener Schweiz ein Damwildgatter errichtet wurde. Zur damaligen Zeit hatte die Jägerschaft noch nichts mit dem Gatter tun. Das neu Geschaffene sollte in erster Linie eine Attraktion für die Kurgäste sein. Das ist es, für Einwohner und Gäste unserer Stadt, auch geblieben. Wir wollen hoffen, dass der Idealismus, mit dem sich Jäger und Naturfreunde im Moment um die „Schweiz“ bekümmern, auch in zukünftigen Generationen aufrecht erhalten wird.

Ich erinnere mich noch, als zur Brunftzeit des Rotwildes, Ende September, die Schreie des kapitalen Hirsches “Hansi“ aus dem Gatter, in der Innenstadt zu hören waren. Ich habe damals das Röhren, durch eine „musikalische Unterhaltung“ mit meinem „eingatterten Rivalen“, geübt. Dazu benutzte ich ein Stück des hohlen Stängels vom „Großen Bärenklau“ als Instrument zum Imitieren des Rothirschröhrens.

Ein kleiner Hinweis ist mir hier sehr wichtig. Den giftigen Bärenklau sollte man in der Landschaft, wo er auch auftaucht, beseitigen. Weil er als Lebensraum feuchte Wiesen und Flussufer bevorzugt, vernichte ich in jedem Jahr diese Pflanze, mit Wurzeln, auf Wiesen und Ufern von Gewässern.

Stark gewundert hatte mich damals, daß plötzlich Brunftschreie von dritter Seite ertönten. Des Rätsels Lösung war schnell gefunden. Mein Freund Gustav Schnitger hatte die gleiche Idee, wie ich und saß, mit einer Gießkanne, zum Imitieren der Hirschrufe, auf der anderen Seite des Gatters. Eine wirklich gute Tat war die Idee unseres Hegeringleiters Siegfried Pricken, das Damwildgehege, mit tatkräftiger Hilfe einer Gruppe aus Jägern und Naturfreunden, zu erhalten. Die Zahl der Skeptiker war damals gar nicht gering. Aber es hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, daß dieser Einsatz langfristig dafür sorgt, daß Besucher und Bürger unserer Stadt Freude an dem Gatter und der gesamten „Schweiz“ haben. So, wie es sich vor 8 Jahrzehnten Männer der Badeverwaltung gewünscht hatten. Nun sind es Rainer Frilling und seine Helfer, die das, was weitsichtige Mitarbeiter des preußischen Staatsbades auf den Weg gebracht hatten und von Siegfried Pricken mit seinen Helfern gerettet wurde, auch für die Zukunft erhalten. Jetzt wird nicht nur dafür gesorgt, dass alles so bleibt, wie es war, sondern es soll alles viel schöner werden.. Neben dem Gatter wird auch eine Waldschule für Kinder und Interessierte erbaut.

Foto 1: Rainer Frilling
Foto 2: Siegfried Pricken
Foto 3: 
Noltings Bus mit der Beschriftung “Preußisches Staatsbad”

Die Schweiz im Wandel der Zeit

Foto 1: Der Mülke – Hof heute
Foto 2:
Der Vorstand der Gatterfreunde. Dr. Uwe Langebartels, Rainer Frilling, Herbert Kelle, Horst Steffen und Dieter Schmidtmann.

Auf dem Twellkamp, dort wo sich heute die „Bad Oeynhausener Schweiz“ befindet, hatte der Bauer Mülke, in der Ravensbergerstraße, früher seine Äcker. Außerdem gab es dort „Rötekuhlen“, in denen der auf dem Hof angebaute Flachs so lange lag, bis er ausreichend verrottet war und sich der Bast leicht abstreifen ließ. Vom damaligen Mülke-Hof ist lediglich das alte Fachwerkwohnhaus übrig geblieben, das jetzt, im Jahre 2014, aufwendig restauriert wird. Die Stadt Bad Oeynhausen erwarb den Twellkamp, forstete ihn im Jahre 1900 auf, legte Fußwege an und baute eine Brücke über den Hamkebach. Zu dieser Zeit wurde der Twellkamp zur Kuranlage und bekam den Namen „Schweiz“, weil das Gelände ein wenig hügelig war. Er hatte eine Größe von 14,68 ha. Diese Namensgebung sollte den Duft der weiten Welt in die aufstrebende Kurstadt bringen.

Wer kennt sie nicht, die herausgeputzte Bürgersfrau mit Rüschenkleid und Sonnenschirm während des sonntäglichen Spazierganges in der Bad Oeynhausener Schweiz, wie sie uns auf alten Postkarten begegnet. Damals so schien es, war die Welt noch in Ordnung. Dieses Stück unserer Stadt war ein begehrenswerter Platz geworden, der Park für Erholungssuchende und das Gelände rundum als beliebte Wohnlage. Ein Eintrag in das Gästebuch meiner Eltern in der von Möllerstraße, direkt an der „Schweiz“, lautete so:

„Des Hauses ganz besonderer Reiz, man lebt hier ständig in der Schweiz“

Die Fotos zeigen: Der Architekt des Hauses Albert Probst, Nachbar Paul Irmer, meine Mutter.

Die Fotos zeigen: Das Haus meiner Eltern an der Schweiz. Hier steht jetzt die Seniorenresidenz „Haus  Svenja“

Das Foto zeigt: Sonntagsausflug meiner Eltern, links,  in den 30ern.

Der Kurpark mit dem ehrwürdigen Kurhaus, heute Kaiser-Palais, dem Kurtheater, der Wandelhalle, den Kurhäusern und einem Museum waren beliebte Ziele von Erholung suchenden Menschen. In dem, vom bekannten Gartenarchitekten “Lenne” gestalteten Park, spazierten die sonntäglich gekleideten Gäste umher und genossen das Wasser aus den „Heilenden Quellen“. Bad Oeynhausen gehörte schon Anfang des 19. Jahrhunderts zu den ersten Adressen für Erholung suchende Menschen und bot Gelegenheit zu einer Vielzahl von Freizeitaktivitäten.

Nicht nur der Kurpark war eine Attraktion, sondern auch die „Oeynhausener Schweiz“. Sie war aufgrund ihrer Nähe zur Stadtmitte und dem Kurpark für Kurgäste und Bürger ein beliebtes Ziel. Der ruhige, schattige Park, mit alten Buchen, knorrigen Eichen und dem Hamkebach, bot so manches lauschige Plätzchen.

Fotos: Pfauen für den Kurpark

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