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Fischerei in der Exter

Von Horst Jäcker

Foto 1: Bremker Krug heute
Foto 2: Rudolf Ri vom „Bremker Bahnhof“. Diese Station lag früher am Steinbruch im Extertal, in der Nähe der Straße, die nach Bremke führt.
Fotos 3 und 4: Kontrollfischen im Bremker Bach.

Foto 1
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Foto 3
Foto 4

„Die „Exter“
Ich bin seit dem 1. 4. 1968 Pächter der Fischerei an Teilstücken der Exter in Lippe, einschließlich der in sie einfließenden Nebenbäche. Meine Pachtstrecke ist dieser Bachlauf von der Quelle in Alverdissen bis zur lippischen Landesgrenze zu Niedersachsen, unterhalb des „Bögerhofes“ am Stau der Mühle Bauer.

Der Bachlauf
In diesen Gewässern lebt in erster Linie die Bachforelle, die in mehrfacher Hinsicht Symbolcharakter für Lippe hat. Sie ist der Leitfisch der Mittelgebirgsregion. Sie gibt der Forellenregion ihren Namen. Die Fischereibiologie ordnet die Fließgewässer einer bestimmten Fischregion zu, die entsprechend ihrer Lage, der Ausprägung struktureller Merkmale und vor allem in Abhängigkeit von Strömung und Temperatur von spezifischen Fischartengesellschaften besiedelt werden. Die Fließgewässer des Kreises Lippe gehören vorrangig der Forellenregion an, so eben auch die Exter.
Eng mit der Forelle verbunden ist das Kalletal

Im Besonderen verbunden mit der Bachforelle ist die Gemeinde Kalletal. Dort findet man diesen Fisch im Wappen und im touristischen Leitbild. Dort ist sie untrennbar mit der Person des „Erfinders der künstlichen Fischzucht“, Ludwig Jacobi, verbunden.

Fotos: Das Jacobi Denkmal in Kalletal – Hohenhausen

Er unternahm 1725 seine ersten Versuche, in dem er den Forellen Eier und Samen entnahm, diese mischte und nach dem Schlüpfen, in einem speziellen, von ihm entwickelten, Bruttrog, wieder in die Bäche einbrachte. Sein Denkmal steht in Hohenhausen am Ortsausgang Richtung Lemgo.

Lachsvorkommen in Lippe

Früher stieg der Lachs zum Laichen über die Weser in die Kalle, Exter, Emmer und Werre auf. Dieser Fisch kam in so großer Menge auf die lippischen Tische, daß in den Anstellungsverträgen des Dienstpersonals in der Landwirtschaft vereinbart wurde, daß wöchentlich nicht häufiger als zwei Mal Lachs oder Forelle auf die Teller kommen sollten. Die Stadt Hameln war ein Schwerpunkt des Lachsfanges, hier wurden im Jahre 1875 vor den Mühlenwehren 4300 Lachse erbeutet. Durch Verunreinigung und die Kanalisierung der Bäche ist der Lachs, der König der Fische, bei uns schon seit vielen Jahren verschwunden. Ein gutes Beispiel für die Fehler, die von Menschen gemacht wurden, ist die Werrebegradigung zwischen Bad Salzuflen und der Kreisgrenze Herford im 18. Jahrhundert. Sie erfolgte aus Gründen des Hochwasserschutzes und verkürzte den Lauf der Werre von 12 auf 6, 8 km. Durch solche Eingriffe starben nicht nur die Lachse aus, sondern auch Otter und Biber.

Gewässerpflege in Lippe

Die heimischen Fischereipächter setzen jährlich viele tausend Forellen in ihre Gewässer, zumeist in Form von gerade geschlüpfter Brut, ein. Dabei wird darauf geachtet, daß die Eltern oder Vorfahren dieser Fische aus hiesigen Gewässern stammen. Versuche mit dem Besatz von Äschen in der Exter waren nicht erfolgreich, nur sehr teuer. Scheinbar fühlt sich dieser Fisch dort nicht so wohl. In der Emmer und Bega sieht das anders aus. Seit einigen Jahren erfolgt in der Exter regelmäßig ein Besatz mit Lachsen. Wenn nun schon seit der Wiedervereinigung die Qualität des Wassers in der Weser erheblich gestiegen ist und auch gute Kläranlagen positive Dienste leisten, so kann die Wiederansiedlung des Lachses nur gelingen, wenn die Wasserqualität in unseren Flüssen und Bächen weiter steigt und vorhandene Staustufen so umgebaut werden, daß sie für die Wanderfische wieder passierbar werden. Vor der Wiedervereinigung wurden jährlich 10 bis 15 Millionen Tonnen Salze, vornehmlich aus der Kali- und Düngemittelproduktion in Thüringen, in die Weser eingeleitet. Der Salzgehalt war zeitweise höher als in der Nordsee. Große Sorge bereitet denjenigen, die sich für unsere Gewässer einsetzen, auch die Achtlosigkeit von Anliegern, die Gartenabfälle im Uferbereich lagern und Grasschnitt in den Bachlauf kippen. Das Einbringen dieser Stoffe wirkt im Wasser wie Gülle und tötet nicht nur die Fische, sondern vor allem die für diese Wasserbewohner lebensnotwendigen Kleinstlebewesen. Regelmäßig unterstützt werden unsere Bemühungen um den Zustand der Exter durch die Herren Dipl. Ing. Ludwig Bartmann von der Bezirksregierung in Detmold und den Fischereiberater für Lippe, Herrn Heinz Tödtheide. Durch Testbefischungen, die diese Fachleute durchführten, hatten wir mit großer Freude schon einige Male Lachse in der Hand. Jetzt werden diese gemeinsamen positiven Pläne durch die Gründung der Arbeitsgruppe „Wanderfische im Flußgebiet der Exter“ unterstützt. Hierzu gehören Naturschützer, Gemeinden in Lippe und Niedersachsen, Fischereivereine, Anlieger usw. Es haben bereits mehrere Zusammenkünfte dieser Arbeitsgruppe unter der Leitung von Herrn Oberregierungsrat Dipl. Ing. Ludwig Bartmann stattgefunden.

Wie ist das nun mit dem Lachs?

Es ist klar zu erkennen, daß der Besatz nur dann Erfolg hat, wenn zuvor nicht nur die Wasserqualität, sondern auch die Wanderhindernisse und die Laichhabitate in Ordnung gebracht werden. Darum bemüht sich die oben genannte Gruppe sehr stark. Es wird frisch geschlüpfte Lachsbrut in der Exter ausgesetzt. Diese Brut stammt zum Teil von Elternfischen aus Irland, deren Vorfahren einst aus der Weser dorthin gekommen waren. Diese Jungfische bleiben ein bis zwei Jahre hier in ihrem Heimatgewässer. Danach wandert er als „Smolt“ ins Meer und kehrt nach 2 – 3 Jahren zum Laichen in sein Geburtsgewässer zurück. Es wäre sicherlich schon als Erfolg anzusehen, wenn von ca. 5000 Stück Lachsbrut eines Tages 10 bis 20 Lachse in die Exter zurückkehren. Forschungen haben ergeben, daß der in einer Fischzucht geschlüpfte und danach ausgesetzte Lachs, den Fluß oder Bach als seine Geburtstätte anerkennt, in das er ganz jung ausgesetzt wurde und, in die er zurückkehrt. Vorraussetzung dafür sind allerdings intakte Flüsse und Bäche ohne unüberwindbare Wanderhindernisse. Das Fernziel aller dieser Bemühungen ist natürlich die natürliche Vermehrung des „Königs der Fische“ im Extertal. Wenn unsere Arbeit und die aller Arbeitsgruppen helfen, unsere Exter für Wanderfische wieder bewohnbar zu machen, dann haben wir gemeinsam nicht nur für eine Erhöhung der Artenvielfalt gesorgt, sondern auch erkennbar gemacht, wie wichtig vernünftiger Umgang mit der Natur für uns Menschen ist.

Foto 1: Karpfen, gefangen von Andreas in der Exter

Petri Heil in der der "Exter", einem Nebenfluß der Weser

Wer kennt sie denn eigentlich, die Mühlkoppe oder Groppe?

Die Exter und fast alle Nebenbäche haben einen sehr guten Bestand an Mühlkoppen oder Groppen (Cottus gobio). Das hat uns schon mehrfach das elektrische Testfischen gezeigt. Dieser Fisch hat einen keilförmigen Körper mit einem großen Kopf. An jedem Kiemendeckel (Kiemen sind für die Sauerstoffversorgung zuständig) sitzt ein Dorn. Die Mühlkoppe hat nur an der Seitenlinie Schuppen, der restliche Körper ist schuppenlos. Die Färbung ist stark veränderlich. Mit ihren dunklen Flecken und Streifen passt sie sich dem Untergrund an, um sich vor ihren Feinden zu schützen. Sie wird zwischen 10 – 20 cm groß, ist schnellwüchsig und wird 7 – 8 Jahre alt. Am Gewässergrund lebend, versteckt sie sich tagsüber und wird erst in der Dämmerung aktiv. Sie liebt fließende, aber auch stehende, sauerstoffreiche Gewässer mit steinigem Untergrund. Somit findet sie im „Extertal“ gute Lebensbedingungen. Vorwiegend ernährt sich die Groppe von Eintagsfliegen, Larven und Würmern. Sie verschmäht aber auch Fischlaich und Fischbrut nicht. Selbst laicht sie zwischen Februar und Mai. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass die Mühlkoppe keine Schwimmblase hat und sich deshalb am Boden aufhält. Wenn man einmal davon absieht, dass die Groppe auch Fischlaich verzehrt, so ist sie, in einem Bachlauf, wie der Exter, ein gern gesehener Fisch. Sie ist, dort wo sie lebt, ein Hinweis auf sehr gute Wasserqualität und bietet den Forellen eine ausgezeichnete Nahrung.

Foto 1: Heinz Tödtheide beim Elektrofischen
Foto 2:
Um das Wanderverhalten der Fische in der Exter zu kontrolieren, kennzeichnen wir regelmäßig Fische
Foto 3: Eine Forelle mit solchen Mißbildungen nennt man Mopskopf
Foto 4:
Wir haben Besatzmaßnahmen mit Süßwasserkrebsen durchgeführt. Dieses war das erste Zeichen, daß dies erfolgreich werden könnte.
Foto 5:
Seit vielen Jahren beziehen wir unseren Fischbesatz von der Fischzucht Rogg in Heimertingen / Algäu. Das Bild zeigt die Fischzuchtmeisterin Heidi Rogg mit Helfern bei der Anlieferung von Forellen an der Exter.

Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4
Foto 5

Extertaler Forellen sind ein kulinarischer Genuß, wenn sie im "Bremker Krug" zubereitet wurden

Foto 1: Der „Bremker Krug“ früher
Foto 2:
Der „Bremker Krug“ heute

Am 30. Oktober 1842
schrieb der Regierungsrat F. Nauck aus Minden
das folgende Gedicht über einen Besuch des
„Bremker Kruges“:

Ein Bremke gibt es auf Erden nur,
wer’s find’t, der ist auf der besten Spur.
Besser verlang’ ich auf all’ meinen Reisen,
in meinem Leben nicht wieder zu speisen.
Als ich heut’ hier in Bremke gegessen.
Hier hab’ ich vortrefflich zu Tische gesessen.
Zwei große Forellen, ganz frisch gefangen,
sind heute durch meine Kehle gegangen.
Der St. Julien und Erbacher Wein,
die flossen geläufig noch hinterdrein.
Den Schluß machte ein ganzer gebratener Hahn,
kein Hähnel etwa nach dem Wiener Schnitt,
nein es war ein gewaltiger Hahn,
wie er im Lippschen die Hühner tritt.
Dazu noch eine Schüssel voll Pflaumen!
Und als ich endlich rührte den Daumen,
was betrugen hier all meine Schulden?
Die ganze Zeche macht anderthalb Gulden.
(Inclusive Kutscher)

Gute Speisen, frische Getränke und Geselligkeit mit netten Freunden sind wichtige Bestandteile der Fischerei

Foto 1: Angelkönig 2006: Gustav Schnitger
Foto 2:
Angelkönig 2007: Bernd Brockmann

Erich Ebeling kann nicht nur mit Holz und Eisen hervorragend umgehen, sondern auch mit Rute und Spinner. Das hat er an der Exter auf’s Vörzuglichste bewiesen. Als Feinschmecker hat er auch bemerkt, daß ein Bachseibling eine ganz besondere Delikatesse ist. Schön, daß ihm der Ausflug gefallen hat und, ihm die Fische im „Bremker Krug“ geschmeckt haben.

Forellenessen mit Henner und Horst

Gewässerschau 2007 am Bremker Bach

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