1. Oeynhausen: Bergrat Model
2. Rehme: Gutsbesitzer Hentzen, Deesberg
3. Niederbecksen: Kaufmann Krutemeier und Griese aus Oeynhausen
4. Dehme: Colon Eickhoff aus Eidinghausen Nr. 78
5. Eidinghausen: Dr. phil Hermann aus Oeynhausen
6. Werste: Colon Volle aus Werste Nr. 8 und Oekonom Vogeler aus Oeynhausen
7. Volmerdingsen: Dr. phil. Hermman aus Oeynhausen
8. Wulferdingsen: Colon Meyer aus Wulferdingsen Nr. 6
Foto 1: Niederbecksen, die jetzige Südstadt, war ein eigener Jagdbezirk. Diese Jagdeinladung bekam Herr Adolf Nagel aus Herford vom Jagdherrn Winkelmann im Jahre 1910.<
Foto 2: Jagdverpachtung Rehme 1931
Heinrich Niedermeyer, Sproß einer alten Familie an Werre und Weser, war Lehrer in Rehme, er war der Bruder des Gastwirtes Fritz Niedermeyer, Jagdpächter seiner Heimatgemeinde und der Ausbilder fast aller Jungjäger zur damaligen Zeit. Die Jagd spielte bei ihm in jeder Hinsicht eine sehr große Rolle, auch beim Schulunterricht. Hermann Hoppe, der Sohn des ehemaligen Rehmer Pastors, hat Geschichten über seinen Lehrer aufgeschrieben und, damit nicht jeder wusste, um wen es ging, aus „Niedermeyer“ „Obermüller“ gemacht.
Foto: Heinrich Niedermeyer, vor der Schule
Zeichnung: Heinrich Niedermeyer gezeichnet von Hermann Hoppe
Hier sollen ein paar interessante Erzählungen über das Rehmer Original, „Niedermeyers Lehrer“, berichtet werden. Leicht rein denken in diese Geschichtchen, kann man sich, wenn man weiß, wo das Zuhause von Lehrer Obermüller gewesen ist. Nämlich in der alten Rehmer Schule.
„War unser Lehrer Obermüller bisweilen ein Schalk? Oft schien es so, als plätscherten durch die Rinnsale seines gebräunten Angesichtes muntere Wellen von Gelächter, die Fältchen um seine Seher zuckten vergnüglich daher. Ach, nichts ging uns über Hauptlehrer Obermüller.
„Am Schönsten ist es, gut Freund und gewissermaßen auf du und du zu sein, was um uns kreucht und fleucht, blüht und wächst“: sagte Hauptlehrer Obermüller und forkelte uns alle mit den Pupillen, „nein, ich wüsste nicht, was noch schöner wäre, wahrhaftig nicht Wenn ich zum Beispiel an Löwenzahn denke.“
Zeichnung: Jäger und Lehrer „Obermüller“
Da meldete sich der dicke Francke und sagte: „Da sagen wir Kuhblume zu, weil die Kühe so dahinter her sind. Was meinen Sie wohl, wie unsere Kühe die Hälse recken, wenn Kuhblumen in der Nähe sind, Herr Obermüller!“ Gewiß Ernstchen Franke hatte das Pulver nicht erfunden, aber dies war nun eine große Stunde für ihn, von „Kuhblumen“ wusste er so manches zu berichten.
„Gut“ sagte Hauptlehrer Obermüller, „wenn du auch vom Rechnen absolut nichts verstehst, bei dem, was da grünt und blüht, macht Dir keiner was vor! Gut Ernstchen…“
„Wir nennen Sie Butterblume“, schrie Erwin Rost, „meine Kaninchen bringen sich um nach Butterblumen, das müssten Sie nur mal sehen, Herr Obermüller!“ Und, damit die Schüler den Löwenzahn und alles, was da draußen so wächst, in der Praxis erelebn konnten, gimg’s am nächsten Tag zum Saubermachen in den Garten des Oberlehrers.
Das sollte nur ein kleiner Einblick in den Schulunterricht von Heinrich Niedermeyer sein. Bei allem ging es sehr stark um jagdliche Dinge. Den Römern schien er, wie Hermann im Jahre 9 nach Christi, nicht gut gesonnen zu sein. Als man im Unterricht über ein Bild, das beim Großvater eines Schülers in der Guten Stube hing, zu sprechen kam, spielte sich folgendes ab: „Mein Opa hat ein Bild von der Göttin der Jagd, Diana, mit Pfeil und Bogen und zwei Hunden, im Wohnzimmer hängen“, sagte Erwin Rost. Darauf Niedermeyer: „Natürlich gab es eine Göttin der Jagd, die Diana heißt, die alten Römer nannten sie so, diese Gauner, die vor langer Zeit hier bei uns ihr Unwesen trieben. Aber da gab es ein Volk, das stand wahrhaftig turmhoch über den Römern, wenn ich an Wissen und Bildung denke, ein prachtvolles Volk muß ich sagen. Was meint ihr denn, dieses Volk der Griechen stand so hoch über den Römern, wie euer Hauptlehrer über euch allen steht und sie nannten die Göttin der Jagd die weidfrohe Artemis.“ Und wer etwas auf sich hält als Jäger von echtem Schrot und Korn und großer Weisheit, der steigt nicht zu den robusten Römern und ihren Göttern hinab, der erfleht sein Weidmannsheil von der pfeilschnellen Artemis!“
Wer meint, daß Ludwig Ganghofers Geschichten über Wilderei und, daß es den Wilddieb Jennerwein, nur in Bayern gegeben hätte, der irrt. Auch bei uns wurde gewildert und es war zum Teil eine Selbstverständlichkeit, daß man sich, zumindest einen „Weihnachtshasen“, am Grünkohl im eigenen Garten, schoß. In allein gelegenen Häusern, gehörte eine Schrotflinte zur Grundausstattung vieler Familien. Ich weiß, daß auch mein Urgroßvater, im Meerbruch in Eidinghausen, seinen „Weihnachtshasen“ im Garten, bei Schnee und Mondschein wilderte. Das ist ja inzwischen verjährt. Ich weiß auch nicht, wo die alte Flinte, ein Vorderlader, geblieben ist. Gesehen hatte ich sie mal.
Die Besetzung unseres Landes durch Napoleon 1803 und die Revolution von 1848 beendeten die landesherrliche Zeit, die auch als die Zeit der fürstlichen Jagd bezeichnet wird. Damals hatte der Landesherr das uneingeschränkte Jagdrecht. 1848 wurde jedem das Jagdrecht zugesprochen, was zur Folge hatte, daß die Wildbestände fast restlos vernichtet wurden. Im Jahre 1850 wurde die Jagdausübung an eine bestimmte Mindestgröße der Jagdreviere gebunden und es wurden hohe Strafen gegen Wild – und Holzdiebe festgesetzt.
Foto 1 und 2: Horst Jäcker und Rainer Frillingam Grab des Wildschützen Jennerwein.
Um das Stehlen von Holz nicht zu stark ausufern zu lassen, bestellten die Eidinghausener und Dehmer Waldbesitzer im Jahre 1851 den „Holzwärter“ Freimuth. Am 5. Juli 1852 wandten sie sich mit der Bitte, den Holzwärter Freimuth mit einer „Schießwaffe“ auszustatten, an den Amtmann von Borries zu Rehme. Freimuth gibt dazu zu Protokoll: „ Ich bedarf eine Waffe ganz dringend, da ich sehr oft in der Nacht der persönlichen Gefahr ausgesetzt bin. Nur so kann ich Holzdiebe und Wilderer vertreiben, Eine Uniform habe ich mir schon selbst angeschafft. Sie besteht aus grünem Tuch, hat blanke Knöpfe und hat ein Schild mit einem Adler auf der Brust. Darunter steht: Holzwärter für die Gemeinde Eidinghausen.“ Kurz darauf wurde die Dienstkleidung und die Waffe vom Landrat in Minden genehmigt.
Am 11. November 1851 meldete der Fußgendarm aus Eidinghausen dem Vorsteher Wüstefeld, daß der Zimmermann Carl. F. gesehen habe, daß der Zigarrenmacher T. und K. aus Wiedenbrück im „Großen Felde“ Feldhühner geschossen hätten. Er fügte hinzu, daß das ja gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn sie nicht auch noch zahme Tauben erlegt hätten. Die Beschuldigten wurden zu je 10 Talern Strafe verurteilt und die Gewehre wurden eingezogen.
Auch Herr von Puttkammer, vom Schloß Ovelgönne, bestellte den Holzwärter Stemmer, der sich „Privat – Holz – Förster“ nannte.
Aus einer Meldung des „Königlichen Staatsanwaltes, des Geheimen Justizrates Galster, geht folgendes hervor: „Dem Bergmann P. aus
Bergkirchen muß der Jagdschein „pro futuro“ versagt werden, da der P. auf der Flucht auf den ihn verfolgenden Colon Horstkotte aus Grimminghausen geschossen habe. Der wurde nur leicht verletzt, der Schütze kam vier Monate ins Gefängnis und das „Schießgerät“ wurde entzogen. Der Vater des P. versuchte im Jahre 1860 vergeblich, das Gewehr, das seinem Sohn abgenommen worden war, wieder zu bekommen. Das lehnte der Landrat von Borries aus Herford ab und er vermerkte, daß die Gewehre und Jagdgeräte, die seinem Sohn und den anderen Consorten abgenommen worden waren, dem Fiskus zugesprochen wurden.“
Die Erteilung von Jagdscheinen war schon immer mit einer jährlichen Bezahlung verbunden. Weil sich mancher Grünrock darum zu drücken schien, teilte der Landrat in Minden den Vorstehern, Gendarmen und Polizeidienern folgendes mit: „Da bei Aufgang der Jagd in diesem Jahr wesentlich weniger Jagdscheine gelöst worden sind, ist zu erwarten, daß entweder ganz ohne oder mit abgelaufenem Jagdschein gejagt wird. Die vorstehend genannten Personen werden hiermit aufgefordert, die jagenden Personen verstärkt zu kontrollieren.“ Daß die staatlichen Aufseher danach besonders aktiv wurden, zeigt die Anzeige des Polizeidieners Meyer. Der schreibt am 6. Februar 1886: „…der Heuerling W. aus Volmerdingsen hatte einen tot geschossenen Hasen in seiner Wohnstube hängen. Er behauptete, daß er den vom 9 jährigen Sohn des Neubauern V. aus Volmerdingsen gekauft habe. Und der hätte den „Mümmelmann“ gefunden.“ Polizeidiener Meyer ordnete an, daß der Hase, bis zur genauen Klärung des Falles, hängen bleiben müsse. Über den Ausgang der Geschichte, gibt es keine Aufzeichnungen. Es ist aber nicht unmöglich, daß bei der damaligen preußischen Gründlichkeit, der Hase auch noch als Beweisstück auf dem Richtertisch gelegen hat.
Im Jahre 1872 gab es im Amt Rehme 45 Jagdscheininhaber, 1878 waren es 53. Für einen Jagdschein musste man zu dieser Zeit 3 Mark entrichten.
Holz war, wie heute wieder, ein wichtiger Rohstoff zum Bauen, Heizen und Kochen, an dem ein großer Mangel bestand. Infolge des schnellen Wachsens der Bevölkerung konnte nicht genug Holz als Brennmaterial geliefert werden. Für Kohleheizung waren die schornsteinlosen Häuser nicht eingerichtet. Die ärmeren Leute und Kötter zogen in der Nacht in Scharen los, um Holz zu stehlen. Die Wälder wurden dadurch verwüstet und die Diebe schreckten auch nicht davor zurück, Zäune, Schlagbäume, Gartentüren usw. mitgehen zu lassen. Da die Waldungen oft weit entfernt lagen, wurden die Waldungen von Pfarrern und Lehrern, die am Ort lagen, stark bedroht. Namentlich die Erlen daraus wurden die nächtliche Beute der Holzschuhmacher. Die Rehmer Holzdiebe, die sich im Wiehen ihre Vorräte beschafften, brachten ihre Beute an Holzplatz Uhe über die Werre.
Foto 1: Holzplatz Uhe
Foto 2: Hier steht jetzt die „WESER – HÜTTE“
Interessant sind die Vorschläge, den Holzhandel zu steuern. Es wurde eine strenge Kontrolle des Staates vorgeschlagen, jeder Einwohner sollte von Zeit zu Zeit nachweisen, wie er seinen Holzbedarf gedeckt hatte. Steinkohle und Torf sollten mehr, als früher, zum Brennen verbraucht werden. Der in Ravensberg so beliebte Pickert sollte fortan verpönt sein. „Kartoffelpickert sind Konterbande und sollen als Holzverschwender gänzlich verboten werden.“ In einem Zeitungsbericht aus der damaligen Zeit wird über diese leckere westfälisch Spezialität folgendes berichtet: „Der Luxus verlangt Leckerbissen, man reibt die Kartoffeln, mengt den Brei mit Weizenmehl, verarbeitet die Masse mit Butter oder Schmalz und Eiern, streicht den Teig auf die oberste Platte des Stubenofens, um ihn zu backen. Dazu muß der Ofen so heiß sein, daß man auch im kalten Winter Tür und Fenster öffnen. Dieses hässliche Gefräß ist allgemein beliebt und kostet ungeheuer viel Holz.