Jäcker - Schrift und Pasagierliste des Nordd. Loyd

Typ: Opel 1, 2 Liter Cabriolet
Baujahr:
1932
Vierzylinder Reihenmotor:
22 PS
Neupreis:
2700 Mark
Höchstgeschwindigkeit:
85 km/h

Ausfahrt mit Herbert Reker in Oberbecksen

Bis zum Modellauslauf, im Jahre 1935, wurden davon 101 503 Exemplare gebaut. Das waren zum größten Teil allerdings Limousinen. Der Treibstoffverbrauch liegt bei ca. 5 Litern. Anfang der 30er Jahre ging man noch sehr vorsichtig mit diesem kostbaren Gut um. Rohöl war teuer und das Tankstellennetz sehr dünn. Um diese Zeit ging die Entwicklung der Automobile in Deutschland rasant nach oben, sie wurde aber schon ein paar Jahre später durch den Kriegsausbruch gebremst. „Wenn man heute gemütlich mit solch einem Wagen durch die Gegend tuckert, umgibt einen ein goldener Schimmer. Man vergisst dann leicht wie grau die Zeiten damals waren“, schrieb ein Tester alter Automobile über die damalige Zeit. Es war aber auch eine Zeit, zu der die Menschen begannen, Liebe für Automobile zu entwickeln. Ende der 20er Jahr wurden die „Motorkutschen“ vielfach noch verteufelt. Es gab Ortschaften, die Geschwindigkeitsbeschränkungen von 10 km/h für Kraftfahrzeuge anordneten. Auch gab es Gemeindevorsteher, die Brückenzoll und Wegegeld kassierten. Diese Zeit war zur Geburtsstunde dieses Wagens, im hessischen Rüsselsheim, vorbei. Der Nachfolger dieses Autotyps war der Opel P 4, der bis 1938 gebaut wurde und sich in erster Linie in der Frontpartie vom 1, 2 Liter unterschied. Dieser Wagen wurde in viel größerer Stückzahl gebaut und kostete nur noch 1450 Mark. Man wollte das Volk eben motorisieren.

Mein Wagen, der im nächsten Jahr ein dreiviertel Jahrhundert alt wird, wurde am 1. Juli 1932 vom Klempnermeister Heinrich Gast in Hille gekauft. Es bedeutete schon etwas, zu dieser Zeit ein schickes Cabriolet zu besitzen. Bis 1942 tat der jetzige „Oldie“ dort treu seine Dienste. Dann wurde nicht nur sein Besitzer zum Wehrdienst eingezogen, sondern auch sein Auto, der für heutige Verhältnisse, mit 10 Jahren betagte Opel 1, 2 Liter. Es war einem wahren Glücksfall zu verdanken, daß nicht nur Heinrich Gast, sondern auch sein Wagen gesund aus dem schlimmen Krieg zurück kamen. Bis 1957 tat das Cabriolet wieder treu seine Dienste im täglichen Dienst für die Kundschaft in der Klempnerei in Hille. Dann wurde er durch einen modernen Lieferwagen ersetzt und an einen Liebhaber alter Autos in Osnabrück verkauft. Dort sollte er restauriert werden, wurde zerlegt und blieb so ein paar Jahre liegen. Ich fand ihn dort im Jahre 1969, habe ihn gekauft und das Vorhaben des letzten Besitzers in die Tat umgesetzt. Es war ein großes Glück für den Wagen und für mich, daß unser geschätzter Meister Karl Kütemeier an bei der Instandsetzung aktiv mitgewirkt hat. Zu erwähnen ist auch noch der Rehmer Sattlermeister Bollmann, der die Sitze und den Dachbezug in seinem Betrieb erneuerte.

Seit dieser Zeit fahre ich diesem Oldie dann und wann und habe schon viel Freude damit gehabt. Selbst die Mitarbeiter des VÜK, die den Wagen alle zwei Jahre technisch auf Herz und Nieren untersuchen, sind immer wieder von diesem Oldie begeistert.

Foto 1 und 2: Ausfahrt mit Herbert Reker in Oberbecksen

Foto 1
Foto 2

Zeitgemäß?
Dr. Wolfgang von Wiese mit Laptop im 1932er Opel 1, 2 Liter