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Autohaus Fuhrken

Opel Jäcker

Walter Jäcker war in Rehme aufgewachsen, hatte eine Schlosserlehre bei der Firma Irmer & Elze gemacht und später die Meisterprüfung im Kraftfahrzeughandwerk abgelegt.

Foto: In der Werkstatt des Autohauses Fuhrken Bildmitte: Walter Jäcker

Dies war für die damalige Zeit noch ein sehr junger Beruf und deshalb stammten sämtliche Pioniere „Rund um’s Auto“ aus allen möglichen Metallverarbeitenden Branchen. Er wurde danach auch Fahrlehrer und spürte, daß das Auto Zukunft hatte. Schon Ende der zwanziger Jahre fuhr er mit einem Brennabor Personenwagen zum „Wilden Schmied“. Dieses war das erste Auto auf dem Wiehengebirge. Ein Photo davon hängt noch heute in dem Lokal auf dem Wiehen.

Foto: Das erste Auto auf dem Wiehen. Am Steuer Walter Jäcker

Sein Schwager, Wilhelm Grotefeld aus Eidinghausen, hatte eine kaufmännische Ausbildung bei der Möbelfabrik Oletzky & Steinmeier Bad Oeynhausen durchlaufen. Dies war die spätere Möbelfabrik Willing. Auch er spürte, nachdem sich beide, durch Walter Jäckers Heirat mit Wilhelm Grotefelds Schwester Lilly, kennen gelernt hatten, Benzin im Blut. Zusammen beschlossen sie, in einer Zeit, in der es in Deutschland stark aufwärts ging, sich mit einem eigenen Betrieb in der Automobilbranche selbstständig zu machen.

Foto: Mitarbeiter im Autohaus Fuhrken. 4. von links: Hermann Meyer (Ford), oben links neben der Zapfsäule: Karl Kütemeier, vor der Zapfsäule. links Walter Jäcker, rechts Gustav Hilgenböker (Kraftstoffe, Mineralöle)

Jäcker & Grotefeld

Als Walter Jäcker und sein Schwager Wilhelm Grotefeld, am 1. Januar 1932 in den Räumen des Autohauses Fuhrken an der Mindener Straße das Autohaus Jäcker & Grotefeld gründeten, konnten sie nicht wissen, mit welch Riesenschritten die Motorisierung in Deutschland voran ging. Sie ahnten aber auch nicht, dass nach dem „Großen Krieg“, von dem man damals sprach, Deutschland, nur ein paar Jahre später, schon wieder, durch den 2. Weltkrieg, in ein unendliches Tief gerissen werden würde.

Walter Jäcker
Wilhelm Grotefeld

Das Gebäude des Autohauses Fuhrken, das heute noch unverändert zu sehen ist und in dem die beiden jungen Unternehmer begannen, Fahrzeuge zu reparieren, wurde anlässlich des 25 jährigen Betriebsjubiläums in der Bad Oeynhausener Presse als „Monumentalbau“ des Autohauses Fuhrken bezeichnet.

Der folgende Text wurde damals anlässlich des obigen Firmenjubiläums geschrieben:

„Schon kurze Zeit nach Firmengründung bekam das junge Autohaus die Werksvertretung der Auto – Union. Das Unternehmen hatte eine gute Entwicklung und erfreute sich recht schnell eines guten Namens und eines hohen Bekanntheitsgrades.

Foto: Opel Regent Baujahr 1928, 5972 ccm, 110 PS, Neupreis: 21. 000 Mark

Neubau an der Mindener Straße

Die Sonne des Erfolges schien jedoch schon nach drei Jahren von einer finsteren Wolkenwand verhangen zu werden. Ganz plötzlich wurden dem Unternehmen die Arbeitsräume im Autohaus Fuhrken gekündigt. Das bedeutete, dass man in sechs Monaten auf der Straße stehen würde und alles Geleistete umsonst gewesen war.

Foto: Mitarbeiter im Betrieb Mindener Straße

Was nun geschah, kann man nur als glückliche Kombination unternehmerischen Weitblickes und einer guten Portion Wagemut von Walter Jäcker und Wilhelm Grotefeld bezeichnen. Trotz der damals sehr bescheidenen Finanzlage, kaufte man kurz entschlossen ein Grundstück von der Kurverwaltung an der Mindener Straße 2a, direkt gegenüber des bisherigen Firmensitzes. Dort, wo bis dahin Salinen standen, wurde sofort mit dem Bau eines, für die damalige Zeit, sehr modernen Autohauses begonnen. Am 1. 1. 1935 begannen die Bauarbeiten und am 20. Mai desselben Jahres wurde der Neubau bezogen.

Foto: Neubau Mindener Straße

Der Einzug in solch fortschrittliche Räume zahlte sich aus, denn direkt danach bekamen die beiden Jungunternehmer das Angebot der Adam Opel A.G. in Rüsselsheim, Händler für die Marke mit dem Blitz zu werden, die damals die Nummer 1 in Deutschland war.

Foto: Werbeanzeige aus dem Jahre 1936

Auch Jahre später war zu erkennen, dass Walter Jäcker und Wilhelm Grotefeld ihren Neubau für die Zukunft geplant hatten, denn auch nach dem 2. Weltkrieg blieb das Autohaus an der Mindener Straße noch viele Jahre der Betrieb in Bad Oeynhausen, der die fortschrittlichsten Ausstellungsräume für Autos hatte.

Foto 1: Opel Admiral Cabriolet. (1937 – 1940) 6 Zylinder, 75 PS, Höchstgeschwindigkeit 132 km/h
Foto2 : Feldmaschall Erwin Rommel mit seinem Dienstwagen, einem Opel Admiral.

Zu den Bauarbeiten ist noch etwas zu sagen, das die finanziellen Möglichkeiten der beiden jungen Unternehmer in Schwierigkeiten brachte. Der Untergrund der Salinen war moorig. Die geplanten Fundamente mussten erheblich verstärkt werden und das Bauwerk wurde dadurch stark verteuert. Auch mussten zu dieser Zeit im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Stahlträger eingebaut werden, die statisch gar nicht nötig waren. Ein paar Jahre später wäre das, durch die Aufrüstung der Wehrmacht, undenkbar gewesen! Schon 1937 konnten durch einen Erweiterungsbau eine beachtliche Anzahl Garagen erstellt werden. Auf Grund der guten Leistungen im Automobilverkauf bot die Adam Opel A.G. dem Bad Oeynhausener Autohaus im Jahre 1938 die Übernahme der Opel – Generalvertretung in Minden an.

Grotefeld & Co.

Zu diesem Zweck ging Wilhelm Grotefeld nach Minden und gründete dort schon im Dezember desselben Jahres das Autohaus W. Grotefeld & Co. Gesellschafter in dem Unternehmen waren Wilhelm Grotefeld, Walter Jäcker und Karl Kuloge, der spätere VW Großhändler in Minden. Der Händlervertrag des Volkswagenwerkes, den Karl Kuloge nach seinem Ausscheiden nach dem 2. Weltkrieg übernahm, war übrigens dem Unternehmen Grotefeld & Co angeboten worden.

Der 2. Weltkrieg. Wilhelm Grotefeld wird Soldat

Bei Ausbruch des Krieges wurde Wilhelm Grotefeld Soldat. Er führte die Firma Grotefeld & Co, was heute noch in Feldpostbriefen von damals zu lesen ist und unglaublich erscheint, von der Front aus. Am 26. Mai 1941 wurde der Mindener Betrieb jedoch trotzdem geschlossen.

Foto: Handwerkskarte für Minden und Bad Oeynhausen

Jäcker & Grotefeld wird Rüstungsbetrieb

Walter Jäcker und sein treuer Mitarbeiter Karl Kütemeier wurden nicht zum Militär eingezogen, weil Jäcker & Grotefeld inzwischen Rüstungsbetrieb geworden war.Es wurden dort „Trippel – Schwimmwagen“ gewartet und repariert. Diese Fahrzeuge waren mit Opel -Motoren bestückt.

Foto: Trippel – Schwimmwagen bei einer Probefahrt auf der Weser an der Vössener Fähre, am Steuer Walter Jäcker

Weiter lag ein großer Teil der Arbeit, zu dieser Zeit, in der Umrüstung von Fahrzeugen von Benzin und Holzgas. Wie in den Unterlagen unten zu erkennen ist, besuchte man dazu Lehrgänge und man brauchte Genehmigungen von Behörden zum Betreiben der Fahrzeuge mit Holzgas und zum Bezug der Brennstoffe dafür. Sehr beliebt zum Heizen des Generators waren Abfälle aus der Holzverarbeitung, so zum Beispiel aus der Holzschuhfabrik Schröder in Löhne. Die schweren Jahre des Krieges und die Nachkriegszeit setzten der Weiterentwicklung der Unternehmen starke Grenzen.

Foto: Lehrgang für Holzgas bei Opel in Rüsselsheim. 4. von links Walter Jäcker

Fotos 1 – 3: Feststoffkarte für Generatoren an Automobilen zum Bezug von Holz, Torf und Braunkohle aus dem Jahre 1944
Foto 4: Militärführerschein für Gasgenerator – Fahrzeuge

Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Bad Oeynhausen wurde Hauptquartier der Rheinarmee

Die Stadt Bad Oeynhausen war vergleichsweise glimpflich durch den Krieg gekommen. Die Einwohner hatten nach Abschluß der Kampfhandlungen geglaubt, das Schlimmste überstanden zu haben. Sie waren sicher, dass ihre Stadt, eine international bekannte Heilstätte, nun bald wieder ihrer Bestimmung werde dienen können. Das kam aber ganz anders, denn Bad Oeynhausen wurde Hauptquartier der Rheinarmee. Das hatten die Briten bereits 1943 beschlossen und durch Abwurf von Flugblättern der Bevölkerung angekündigt, auf denen folgendes zu lesen war:

Bielefeld und Minden
werden wir schon finden.
Bad Oeynhausen werden wir schonen,
da wollen wir später wohnen.

Foto: Beschlagnahme des Betriebes, noch für die Amerikaner

Foto 1

Die Räumung der Stadt von der Bevölkerung erfolgte über Nacht. Die gesamte Innenstadt wurde mit Stacheldraht eingezäunt. Da innerhalb dieses Sperrbezirkes aber kein Automobilunternehmen ansässig war, wurde der Betrieb des Autohauses Jäcker durch die Engländer beschlagnahmt. Der obige Bescheid spricht noch von einer Beschlagnahme für die Amerikaner.

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