Von Horst Jäcker
Als gebürtiger Rehmer, an seiner Heimat Interessierter und als Mitgründer des Rehmer Heimatvereins, habe ich schon seit etlichen Jahren in der ganzen Welt vergeblich nach einem Ort gesucht, der Rehme, wie unser über 1250 Jahre altes Weserdorf, heißt. Orte mit ähnlicher Namenschreibung sind mir dabei begegnet, aber niemals ein richtiges „REHME“.
Foto: Eibenstock in alten Ansichten mit dem Hinweis auf den Ortsteil Rehme.
Im September 2012 fiel mir dann eine historische Postkarte in die Hände, die auf Rehme im Erzgebirge hinwies. Ich habe damals herausgefunden, dass Eibenstock im Erzgebirge einen Ortsteil hat, der „Rehme“ heißt und durch den das Flüsschen „Rehme“ fließt. Nachdem ich Kontakte mit der dortigen Stadtverwaltung aufgenommen hatte, habe ich mehr über den Ort in Sachsen erfahren. Mich interessierte das natürlich ganz besonders, weil das „Sächsische Rehme“ unweit von Chemnitz, der Geburtsstadt meines Vaters Walter Jäcker, liegt.
Aus einem Wanderführer, aus der Zeit um 1920, habe ich dann mehr über den Ort erfahren. Früher lebte die Stadt, die heute ca. 5000 Einwohner hat, vorwiegend vom Bergbau und der Stickerei. Heute ist Eibenstock ein beliebter Urlaubsort geworden.
Im Juni 2013, während der Hochwasserkatastrophe in Mitteldeutschland, erreichte mich folgende Nachricht aus dem Erzgebirge: „Es gab dramatische Szenen in der „Hinteren Rehme“ in Eibenstock. Am 2. Juni gegen 6 Uhr morgens, konnte sich eine Familie noch in Sicherheit bringen. Alle anderen Einwohner konnten den Ort nicht mehr verlassen und waren 2 Tage eingeschlossen. Zum besseren Verständnis muß man wissen, dass der Ortsteil Rehme nur über eine Straße mit Eibenstock verbunden ist. Oberhalb der Ansiedlung liegen die Wälder des Erzgebirges. Dadurch konnte der Ort nach dem Unwetter nur zu Fuß über die Berge erreicht werden. Die folgenden Bilder zeigen den Zustand von Rehme nach der Flut.“
Den folgenden Hinweis bekam ich damals auch noch aus Eibenstock: „Das Rehmerviertel“ ist bei jeder Hochwasserlage und die nehmen ja ständig zu, akut gefährdet. Man weiß eben vorher nie, wieviel Holz und Geröll der Bach aus dem Wald mitbringt, wie schnell etwas verstopft ist und wo der Bach seinen Weg sucht. Erschwerend ist dazu die sackgassenartige Tallage. Dadurch ist „Die Rehme“ oftmals nicht mehr erreichbar und von der Außenwelt abgeschnitten. Mit einem Sandsacklager könnten sich die Bewohner in solchen Notfällen selbst helfen, da bei so einem Naturereignis der Ortsteil weder von Fahrzeugen noch von Helfern erreichbar ist. Für das Sandsacklager soll ein kleiner, stabiler Bau, in dem die Sandsäcke trocken gelagert werden, gebaut werden.“
So sah es im Ortsteil Rehme im Erzgebirge nach der Flut aus.
Ich hatte, vor und nach dem Unwetter Kontakt mit Herrn Harry Pansch von der Eibenstocker Stadtverwaltung. Bei ihm habe mich erkundigt, ob es Familien gäbe, für die ich eine Hilfe besorgen könne. Das war aber, wegen der Zahlung der Versicherungen und der staatlichen Unterstützung, nicht nötig. Ein Wunsch der Bewohner des Ortsteiles Rehme war ein Sandsacklager, um bei einem erneuten Unwetter, den Ort vor den Fluten aus dem Gebirge zu schützen. Solch ein Projekt wurde vom Staat jedoch nicht finanziell unterstützt. Also schritt ich zur Tat und bat Freunde um Hilfe. Ein paar Menschen, die ein Herz für solch eine gute Tat hatten, der Rehmer Heimatverein und die in Rehme ansässige Stuttgarter Gebäudereinigung, sorgten für den 1. finanziellen Grundstock des Vorhabens. Entscheidend für die Durchsetzung der Hilfe, war die Idee meines Neffen, Dr. Walter Jäcker. Der holte den Rotary Club Minden / Porta Westfalica mit in dieses Hilfsprogramm. Zusammen mit den Rotariern kamen insgesamt über 22. 000 Euro zusammen. Damit und mit Hilfe des Bauhofes der Stadt Eibenstock, wurde das Sandsacklager gebaut. Anzumerken ist, daß der Großteil des Spendenaufkommens aus dem Hilfsprogramm des Rotary Clubs Minden/Porta Westfalica kommt.
Am Freitag, 4. März 2016 reisten Abordnungen des Rotary Clubs Minden und des Rehmer Heimatvereins nach Eibenstock, um das neue Sandsacklager einzuweihen. Aus dem westfälischen Rehme waren es Horst und Walter Jäcker dabei. Leider war der 1. Vorsitzende des Rehmer Heimatvereins, Bernd – Wilhelm Brockmann, der auch mit nach Sachsen reisen wollte, zu dem Zeitpunkt erkrankt.
Fotos: Früher wurde in Rehme geflochten. Im Erzgebirge Seide zu Kleidung. Am Wiehen Weiden zu Körben.
Die letzte Information zur Reise der Ostwestfalen ins Erzgebirge kam Mitte Februar 2016 von Eibenstocks Bürgermeister Uwe Staab. Die Planungen für den Besuch der Westfalen in Sachsen sahen so aus: Am Freitag, 4. März fuhren Mitglieder vom Rotary – Club und vom Rehmer Heimatverein nach Sachsen. Am Abend traf man sich zum gemütlichen Abendessen und Gedankenaustausch im „Hotel Am Bühl“.
Foto 1: Essen im Hotel „Am Bühl“
Foto 2: Helmut Reuter, Ulli Mehlmann, Walter Jäcker
Die Fotos zeigen: Zwei Rehmer, nämlich Walter & Horst Jäcker, waren in Rehme im Erzgebirge.
Am Freitag, 4. März reisten Horst, Walter Jäcker und 4 Mitglieder des Rotary Clubs Minden – Porta Westfalica nach Eibenstock ins Erzgebirge. Dort wurden sie am Samstag früh von Bürgermeister Uwe Steeb und Mitgliedern des Rotary Clubs Stolberg / Sachsen herzlich begrüßt. Dann fuhren alle gemeinsam im Feuerwehrmannschaftswagen zu sehenswerten Punkten im Gemeindegebiet Eibenstock. Der wichtigste Besuch galt dabei dem neu erbauten Sandsacklager, das mit Hilfe von Spenden aus dem Kreis Minden gebaut worden war. Vor Ort konnte sich alle, die dabei waren, von der Notwendigkeit des Neubaues überzeugen.
Foto: Die Besucher aus dem Kreis Minden mit Bürgermeister Uwe Staab (Links) vor dem Sandsacklagerim Ortsteil Rehme im Erzgebirge.
Der Gebirgsbach Rehme, der am Tage des Besuches aus Westfalen, friedlich durch die Schnee bedeckte Gebirgslandschaft des Erzgebirges plätscherte, hat bei Unwettern im Laufe der Vergangenheit schon schwere Schäden angerichtet. Das soll in Zukunft, mit Hilfe des neu geschaffenen Lagers verhindert werden. Alle, Anwohner, die durch ein Unwetter betroffen werden könnten, haben Schlüssel für das neue Sandsacklager bekommen.
Foto 1: Bürgermeister Uwe Staab, der seit 25 Jahren Oberhaupt der Gemeinde Eibenstock ist, bekam als Erinnerungsgeschenk eine Flasche „Rehmer Braken“ und eine Schürze des Rehmer Heimatvereins.
Foto 2: Uwe Staab, Helmut Reuter aus Minden und Dr. Walter Jäcker
Ein harmonisches Zusammensein von Sachsen und Westfalen, mit interessanten Gesprächen und zünftigen Essen, im historischen „Berggasthof Auersberg“, der in einer Höhe von 1019 m über NN im Erzgebirge liegt, rundete den Besuch ab. Nicht nur Bürgermeister Uwe Staab, sondern alle Eibenstocker und ganz besonders die Bewohner des Ortsteile Rehme, haben sich über das Engagement des Rehmer Heimatvereins und des Rotary Clubs Minden Porta Westfalica sehr gefreut. In dem Eibenstocker Rathaus, das Anfang des 19. Jahrhunderts, im Stil des Historismus, mit Erkern und Türmchen, gebaut worden war, erklärte Bürgermeister Staab den Besuchern noch Wissenswertes über den Ort im Erzgebirge. Die Innengestaltung des Verwaltungssitzes ist im Jugendstil erfolgt. Der über dem Eingang eingemeißelte Satz: „Eintracht innen – außen Friede“ mag dazu beigetragen haben, daß das wunderschöne Gebäude den 2. Weltkrieg und die Wirren der DDR fast unbeschadet überstanden hat. Neben ein paar Mitbringseln vom Rehmer Heimatverein, übergab Horst Jäcker dem Stadtoberhaupt eine Kopie der historischen Postkarte, die die „Rehmer vom Wiehen“ auf die Spur der „Rehmer vom Erzgebirge“ gebracht hatte. Das Sammlerstück wird nun einen ehrenvollen Platz im dortigen Stadtarchiv finden. Die Karte war den Erzgebirglern bisher unbekannt.
Das Foto zeigt: Eine Historische Postkarte aus Eibenstock
Foto 1: Mit dem Feuerwehrmannschaftswagen ging es durch das Eibenstocker Gemeindegebiet
Foto 2: Tief verschneites Erzgebirge.
Foto zeigt: Mit „Glück Auf“ und der Bitte um herzliche Grüße und einem kräftigen „Dankeschön“ an alle Menschenan Weser und Wiehen, hat sich Bürgermeister Uwe Staab von den Besuchern aus OWL verabschiedet.