Während des Großen Krieges (1914 – 1918) hatten sich in Rehme einige junge Männer, die alle Mitglieder der Rehmer Feuerwehr waren, zusammen getan und die „Rehmer Schwagerschaft“ gegründet. Unter ihnen herrschte eine überaus gute Freundschaft und diese pflegten sie auch mit großer Hingabe. Sie hatten den Schwur geleistet, ewig Junggesellen zu bleiben und auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden zu bleiben. Man erzählte sogar, dass sie diese Vereinbarung mit einer Schreibfeder aufgeschrieben hatten. Unter solchen Vorzeichen gelang es ihnen, die Kriegsjahre, die Zeiten der Inflation und der Weltwirtschaftskrise, durch gegenseitige Hilfe, gut zu überstehen. Mit Willi Gerdsmeier, Heinrich Pechermeier, Willi Nacke, Walter Jäcker, Otto Althoff, Gustav Dreschmeier und Herbert Klinksiek hatte das Weserdorf Rehme, auch in einer von Krisen geschüttelten Zeit, eine Gruppe zuverlässiger und viel versprechender junger Männer. Das dokumentierten die „Schwäger“ auch nach außen. Der Spazierstock mit Silberknauf und der von Schneidermeister Hase maßgeschneiderte Cut zeichnete sie als etwas Besonderes aus. Daß der sonntägliche Besuch bei Friseurmeister Müller nicht nur der Haarpflege gedient haben soll, wurde immer als böswilliges Gerücht zurück gewiesen. In Wahrheit und das wurde dem Schreiber dieser Zeilen aus zuverlässiger Quelle zugetragen, gab es am Sonntag, außer der Pflege des Hauptes, auch einen ordentlichen Frühschoppen bei Meister Müller. Bei Ausflügen pflegten sie, wenn man die Worte der Schwagerschaft benutzt, etwas für „Leib und Seele“ zu tun. So fuhren sie mit der Eisenbahn einmal nach Wunstorf. Dort schliefen sie, nach einem geselligen, aber maßvollen Umtrunk, im Saal einer Gastwirtschaft und wanderten am anderen Tag zum Steinhuder Meer. Lustig war es auch auf einer Reise nach Deckbergen, wo sie in einer Scheune der aus Rehme stammenden Frau Lücking übernachteten. Als die Mäuse den „Schwägern“ in der Nacht allzu sehr zusetzten, standen sie auf, erfrischten sich im nahen Bachlauf und wanderten über die Pagenburg nach Hameln. Von dort brachte die Südbahn die erschöpfte „Schwagerschaft“ wieder in die Heimat.
Ihr Aussehen hatte sich nach solch einer Wochenendreise immer total verändert. Es war nämlich nicht nur von der Pomade, die Friseurmeister Müller ihnen am Tage zuvor in die Haare geschmiert hatte, nichts mehr zu sehen, sondern auch die Gesichter sahen recht mitgenommen aus. Darüber berichtete Fritz Bähren, ein alter Rehmer, noch kurz vor seinem Tode.
Am Montag früh standen alle „Schwäger“ wieder pünktlich an ihrem Arbeitsplatz. Deshalb sagte man diesen jungen Leuten auch Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit nach.
Jedoch hat sich keiner der „Schwäger“ an den Schwur bei der Gründung der Schwagerschaft gehalten. Alle wurden glückliche Ehemänner und waren erfolgreich in ihren Berufen. Sicherlich werden die Kinder, Enkel und Urenkel der damaligen Mitglieder der „Rehmer Schwagerschaft“ heute noch lächeln, wenn über die fröhlichen Unternehmungen dieser jungen Leute, in einer schweren Zeit, gesprochen wird.