Von Horst Jäcker
Wenn man, wie ich, in der Nähe der Weser geboren ist, dann hat man schon sehr früh Anglerblut in den Adern. So hatte ich, als ich in die Schule kam, schon so manches Rotauge und viele Barsch gefangen. Ich erinnere mich sehr gut an meine ersten größeren Fänge. Die machte ich an der Einmündung der Werre in die Weser, auf der Dehmer Seite. Da hatte ich einen besonders guten Tag beim Fischen auf Barben erwischt. Die dicken Fische baumelten, bei der Heimfahrt nach Babbenhausen auf beiden Seiten an meinem Fahrradlenker runter. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Rad das Gleichgewicht zu halten.
Kapitale Hechte wurden in Weser, Werre von den Spezialisten gefangen, die Tag und Nacht an den Gewässern saßen. Neben solchen Anglern habe ich, zumeist auf den Buhnen, als jugendlicher Beobachter so manche Stunde verbracht.
Zur Jagd kam ich durch meinen Vater und meinen Freund Gustav Schnitger, mit dem ich früher schon so manchen Fischzug an Weser und Werre gemacht hatte. Nachdem ich im Jahre 1959 das „Grüne Abitur“ abgelegt hatte, wurde ich zur Bundeswehr, zum Pionierbatalion 110 nach Minden eingezogen. Für die heutige Zeit undenkbar waren Erlebnisse, die ich damals mit meiner Waffe hatte. Ich hatte Jagdmöglichkeiten in Häverstädt, Haddenhausn und Lohfeld, also in der Nähe unserer Kaserne. Dort war ich dann häufiger Mal während der Woche eingeladen. Um keine unnötigen Wege zu machen, nahm ich dann meine Doppelflinte, eine alte Hahnflinte, die ich immer noch besitze, mit in die Kaserne. Beim Spindappell waren die kontrollierenden Unteroffiziere und Feldwebel so an dem Gewehr interessiert, daß die genaue Kontrolle meines Schrankes unterblieb. Sonderurlaub für die Jagdausübung bekam ich immer. Man schätzte dieses Hobby eines Soldaten, das zusätzlich noch ein Schießtraining für den Wehrpflichtigen war. Auch undenkbar für heute ist das, was Gustav, der zum Wehrdienst in Augustdorf war, erlebte. Gustav sah während des Wachdienstes einen Rehbock, der sich, nach seinen Angaben, auffällig verhielt. Weil mein Freund meinte, daß das Reh Tollwut habe, hat er es mit der Dienstwaffe erlegt. Sein Geschichtchen hat er so glaubwürdig vorgetragen, daß er keine Rüge bekam, sondern, wegen seiner Aufmerksamkeit und seines schießerischen Könnens belobigt wurde. In dieser Zeit hatten Heino Kober und Gustav auch schon mal was Besonderes zur Strecke gebracht. In den Sielanlagen erlegten sie mit der Zwille, mit einer Stahlkugel als Geschoß, einen Affen, der aus einem in Bad Oeynhausen gastierenden Circus geflüchtet war.
Foto 1: Horst Wache auf in Nammen
Foto 2: Erich Schirneker & Gustav am Diemelsee
Foto 3: Berta Schirneker
Foto4: Gustav’s 1. Hirsch in der CSSR
Mit Gustav habe ich Angelausflüge an die Eder – und Diemletalsperre gemacht. Aber auch sehr früh haben wir erlebnisreiche Jagdreisen in die damalige CSSR unternommen. Dort erlegten wir unsere ersten Rothirsche während der Brunft. Gustav war ein passionierter Angler, ein überaus erfahrener Jäger und ein sehr guter Hundeführer. Ca. 700 Sauen hat Gustav während seines über 50 jährigen Jägerlebens erlegt. Nun hat mein Freund im Kalletaler Friedwald seine letzte Ruhestätte gefunden, wo ich ihn, wie versprochen, dann und wann besuche.
Foto 1: Mein 1. Hirsch
Foto 2: Ein gutes Gespann
Foto 3: Gustavs stärkster Keiler
Die Fotos zeigen: Mit Gustav Schnitger und Heinz Tegtmeier in der damaligen CSSR