Foto 1: Willi Ohm, ehemaliger Amtsbürgermeister des Amtes Rehme war ein guter Freund der Familie Jäcker
Foto 2: Willi Jäcker und Willi Ohm
Erzählt von Wilhelm Ohm, aufgeschrieben von Horst Jäcker.
Wilhelm Ohm, der ehemalige Amtsbürgermeister des Amtes Rehme, hat mir häufig Anekdoten aus seinem interessanten Leben erzählt. Die Berichte über „Ohm’s Loch“ sind sicherlich für auch spätere Generationen lesenswert.
Das Rehmer Gefängnis lag an der Rehmer Straße Nr. 299, in der Heue an der Lehmkuhle, wie in einer Grundbuch-eintragung des Amtsgerichtes Bad Oeynhausen zu lesen ist.
Der kleine Besitz umfasste einen „Hofraum nebst Amtsgefangenenhaus mit Wohnung und Ackerland in der Größe von: 1 a, 9 qm“. Weiter heißt es in alten Schriften: „Was der Kasten für den Soldaten, was das Spritzenhaus für den Dorfbewohner, was der „Spieker“ für den Bünder, war „Ohms Loch“ für den Rehmer Sünder.“ In solchen Räumlichkeiten wurden eben damals Straftäter untergebracht.
Das Rehmer Gefängnis war nach dem Großvater von Wilhelm Ohm, Heinrich Ohm, benannt. Der war nun eben Rehmes erster Gefängnisdirektor und so nannte man es: „Ohms Loch“. Später hat auch sein Sohn Dietrich Ohm dort gewohnt und die Inhaftierten betreut.
Fotos zeigen: Willi Ohm, Mitbegründer des Rehmer Heimatvereins, war gelernter Holzbildhauer. Für die Rehmer Heimatfreunde hat er das Rehmer Wappen angefertigt, das im „Alten Fährhaus von Ditzen“ zu sehen ist und Wilhelm Ohm unvergessen macht.
Im Jahre1854 wurde das Gebäude dort, wo später die Drechslerei Wohllebe war, erbaut. Die Kosten für das Haus, das man aus „Horststeinen“ mauerte, trug das Amt Rehme.
Über die beim Bau verarbeiteten Steine konnte ich folgendes erfahren: Schon lange schätze man diese porösen, aber sehr festen „Kalkstuffsteine“ als natürlichen Baustoff, der in Valdorf bei Vlotho abgebaut wurde. Domherr Tribbe aus Minden berichtete, daß schon vor 1460 in Minden Kellergewölbe aus „Dufstein von Valdorp“ verbaut worden seien. Der Abbau dieses Materials wurde 1920 eingestellt.
Für das Amtsgebiet war die Errichtung eines Gefängnisses eine Notwendigkeit geworden. 1843 umfaßte das Amt Rehme nur die Gemeinden Rehme, Niederbecksen und Dehme. 1851 kamen Eidinghausen, Werste, Volmerdingsen und Wulferdingsen hinzu. Diese Gemeinden zusammen bildeten einen Polizeibezirk, das Kreisamt Rehme. Dazu gehörte natürlich auch ein ordentliches Arrestlokal für mehr oder weniger hart gesottene Sünder. Weil es zu dieser Zeit aber nicht allzu viele Verbrecher gab, bestand das Ohmsche Loch nur aus zwei Zellen, einem schmalen Flur, zwei Wohnzimmern und einer Küche. Die beiden Zellen waren mit schweren Eichentüren (Mit Klappe und Schieber) verschlossen. Die Fenster lagen Richtung Straße. Wenn es den „Herren Arrestanten“ zu langweilig wurde, unterhielten sie sich mit Passanten auf der Straße durch das vergitterte Fenster. Die Fröhlichkeit der Insassen, denen es bei Mutter Ohms Hausmannskost recht gut ging, wurde nur durch den schlechten Zustand des Gefängnisdaches, das Schnee und Regen durchließ, betrübt. Darüber ist in alten Unterlagen folgendes zu lesen: „Um bei der niedrigen Lage der Gefängnislokale die fortwährende Kommunikation der Gefangenen mit ihren außerhalb befindlichen Freunden zu verhindern, sollen die äußeren Fenster zugemauert werden. Zur Wiederherstellung der Luftzirkulation soll in der Mitte jeder Gefängniszelle ein aus dem Dach herausragendes Luftrohr angebracht werden. Ferner sollte das nur in Kalk gelegte Dach neu gedeckt werden, damit es nicht mehr, wie bisher, Schnee und Regen durchlässt.“
Foto zeigt: In diesem Gebäude der Drechslerei Wohllebe am Alten Rehmer Weg war früher das Gefängnis „Ohms Loch“.
Die Verpflegung der Gefangenen oblag dem alten Ohm. Zur Bestreitung der dadurch entstehenden Kosten zahlte das Amt an ihn für jeden Häftling 5 Pfennige pro Tag. Daneben war Ohm berechtigt „Von denjenigen Gefangenen, welche Solches aus eigenen Mitteln zahlen konnten, eine „Sitzgebühr“ von1 Silbergroschen und 3 Pfennigen pro Mann und Tag zu kassieren. Die Arrestanten saßen zumeist nur kurze Zeit in Ohms Loch. Vielfach handelte es sich um Vagabunden, die der alte Carls und Schutzmann Rüter, als die Polizeigewaltigen, die Polizeidiener des Amtes Rehme, auf verbotenen Wegen ertappt hatten. Schwerer Belastete wurden nach ein oder zwei Tagen „befördert“. Das hieß, daß sie Vater Ohm höchstpersönlich zu Fuß nach Minden zum Gericht brachte. Dort wurden sie, bis zur Klärung der Angelegenheit, gründlicher eingelocht.
Der Umgang mit den Gefangenen war für Ohm nicht immer eine reine Freude. Manche benahmen sich widersetzlich, andere machten ihm durch Tücke und Verschlagenheit das Leben schwer. Das Schlimmste aber waren die Läuse, von denen ihm ein Arrestant einmal ein ganzes Armeekorps ins Haus schleppte. Es bedurfte großer Anstrengungen, um den Krieg gegen die „lieblichen, kleinen Dingerchen“, so erzählte der alte Ohm, „erfolgreich zu führen.“
Natürlich gab es auch mal Tage, in denen die Zellen in „Ohms Loch“ leer standen. Hochbetrieb herrschte dort jedoch immer zum Rehmer Markt, am letzten Mittwoch und Donnerstag im August.
Ein Insasse von Ohms Loch hat seinen Aufenthalt dort im folgenden Gedicht zusammengefasst.
Ich war ein lust’ger Finke,
zog landaus und landein.
Ich putzt manche Klinke
Und dacht’, das müsst so sein.
Doch als ich einst getippelt
Beim Salzwerk kreuz und quer,
kam ein Polyp geritten
und das war mein Maleur.
Am Alten Rehmer Weg – rumbum,
es war zum Abendbrot,
da legten sie mich krumm,
bei Wasser und bei Brot,
am Alten Rehmer Weg – oh Mann,
da sitz’ ich noch und noch
und pfeife was ich kann,
in Ohms betrübtem Loch.
Man riß mir aus der Tasche,
die Pulle groß und schwer.
Ade geliebte Flasche,
ich seh Dich nimmer mehr.
Den guten alten Bitterrn,
ihn trank der Weserstrom,
ich dürste hinter Gittern,
beim braven Vater Ohm.
Am Alten Rehmer Weg – rumbum,
es war ums Abendbrot,
da legten sie mich krumm,
bei Wasser und bei Brot.
Ich pfeife noch und noch:
Hätt’ ich Dich nie geseh’n,
Dich vermaledeites Loch,
wie wär’ die Welt so schön!
Die Fotos zeigen: Den Großvater von Willi Ohm
Das Foto zeigt: Heinrich Ohm, den Urgroßvater von Willi Ohm