Jagd in Werste

Von Horst Jäcker

Georg Beyer stammte aus Herford und war durch die Heirat mit seiner Frau Inge, nach Werste gekommen. Dort war er sehr schnell ein zuverlässiger Freund der ansässigen Revierpächter geworden. Im Jahr 1958 trat er die Nachfolge des verstobenen Pächters Kreft an. Den folgenden Bericht hat Georg Beyer zu Papier gebracht, damit so etwas nicht in Vergessenheit gerät. Mich selbst hat mit unserem Freund Georg eine gute Freundschaft verbunden, auch als Jagdnachbar in den Anlagen des Staatsbades. Horst Jäcker

Dies schrieb mein Freund Georg Beyer:
„Des Weidmanns Ursprung liegt entfernt, dem Paradiese nah.
Da war kein Kaufmann, kein Soldat, kein Arzt, kein Pfaff’, kein Advokat.
Nur Jäger waren da.“

Georg Beyer war aktives Mitglied der Bläsergruppe des Hegerings Bad Oeynhausen.

Dieses Foto zeigt von links nach rechts: Uwe  Friederich, Eitel – Friedrich Kröger, Karl Pönnighaus, Georg Beyer,  Bokemer, Rasche,  Heinz Surmeier,  Klaus – Peter Eichhorn, Heinrich Pönnighaus, Fritz Pönnighaus und Wilhelm Schäffer

Schon lange vor unserer Zeitrechnung, lange bevor unser Dorf zum ersten Mal erwähnt wurde, wurde bei uns gejagt. Die Cherusker ernährten sich vom Wildbret und kleideten sich in Felle des erlegten Raubwildes. Der freie German lebte nur dem kriege und der Jagd, so wurde es von einem Chronisten überliefert.

In der Zeit der Inforestation (800 – 1200) stand den Frankenkönigen, Kraft ihres Herrscheramtes auch die Nutzung der Jagd auf herrenlosem Land zu. Diese Gebiete wurden mit dem Königsbann belegt und Wilderei wurde dort streng bestraft.

„Der Hofmann (= Bauer), der dem Hochwild auf dem Feld begegnet,
soll seine Mütze davor abtun, unserem gnädigen Herrn zur Ehre.“
(Aus einer Ravensbergischen Jagdordnung von 1556)

Die landesherrliche Zeit wurde, was die Jagd betraf, durch die Erfindung des Feuergewehres und die unumschränkte Machtstellung des Fürsten geprägt. Das Wild wurde in verlapptes Gelände (Bestätigtes Jagen) oder in Kammern (Eingestelltes Jagen) getrieben und vom Landesherrn und seinen Gästen in Mengen erlegt. Aus Frankreich kommend, wurde zur damaligen Zeit, außerdem die Parforcejagd, eine Hetzjagd zu Pferde hinter der Meute, ausgeübt.

Durch die Revolution von 1848 wurde jedermann das Recht der Jagdausübung zugesprochen und in einer Weise genutzt, daß die Wildbestände zum Teil vernichtet wurden. Bereits 1850 wurde aus diesem Grunde die Jagdausübung an eine bestimmte Mindestgröße des Reviers gebunden und das Jagdrecht verpachtet.

Dank der hervorragenden Arbeit und mit Hilfe des Leiters des Bad Oeynhausener Stadtarchivs Gerhard Bartling, war es dem Verfasser möglich, Akten ab 1868 einzusehen und das jagdliche Geschehen in Werste bis zum Jahre 1952 zu verfolgen. Die Geschichte danach kannte Georg Beyer aus eigenem Miterleben.

Hier sind ein paar Daten über die Werster Gemeindejagd mit erwähnenswerten Besonderheiten.

1868 – 1871 Pächter Volle Nr. 8, Jagdvorsteher v. Sothen, Preis 40 Taler, Verbot der Hetz und – Parforcejagd mit Bracken und Windhinden.
1871 – 1874 Pächter Gastwirt Kreft, Jagdvorsteher Volle, Neuverpachtung weil sonntags gejagt wurde.
1872 – 1878 Colon Delkeskamp

Bei der Neuverpachtung im Jahre 1920 gaben 4 Interessenten ein Angebot ab: Colon Volle 3. 600 Mark, P. Delius Bielefeld 4. 000 Mark, Busse 4. 050 Mark und Otto Lassig 4. 150 Mark. Otto Lassig bekam den Zuschlag und wurde Pächter von 1920 – 1926. Am tag der Verpachtung prägte Carl Harre den Ausspruch: „Wi briukt de Bielefelder Millionärs nicht!“

1926 – 1933 F. Volle, Jagdvorsteher Diekmann, 450 Goldmark.

Danach waren Backs, Volle, Ebeler, Kreft, Georg Beyer, Heinz Südmeyer und Friedel Köskemeier Jagdpächter in Werste.

Was die Jagdstrecken anbelangt, so können von 1868 – 1900 keine Angaben gemacht werden. Danach wurden bis zum 2. Weltkrieg jährlich 60 – 100 Hasen, wenige Fasane und 20 Enten geschossen. Rehwild gab es nicht. Während der Besatzungszeit nach 1945 wurde der Wildbestand von den Alliierten fast total vernichtet. Erste positive Strecken gab es wieder ab 1959 mit 31 Hasen und 2 Fasanenhähnen, 50 – 60 Enten und dann und wann mal ein Stück Rehwild. In den folgenden Jahren berichtet Georg Beyer von abnehmenden Wildbeständen, davon, daß das Rebhuhn ganz aus den Werster Fluren verschwunden ist und, daß das Rehwild zwar zunimmt, aber immer mehr Opfer des Straßenverkehrs wird.

Zur Wilddieberei bemerkt Georg Beyer in seinen Aufzeichnungen: Lediglich im Jahre 1893 wurde der Ackerer Heinrich Lampe aus Werste zu 20 Mark, ersatzweise 4 Tagen Haft verurteilt, weil er einen kranken Hasen aufgegriffen und mitgenommen hatte.

Die Fotos zeigen: Georg Beyer