Es ist ein glücklicher Zufall, dass diese erste Pumpe im „Alten Fährhaus von Ditzen“ vor vielen Jahren, allerdings in schrottreifem Zustand, dem Enkel Karl von Ditzens, unserem Heimatfreund Karl-Heinz Rottwilm in die Hände fiel. Der talentierte Heizungsbaumeister verband beim Restaurieren seine Verpflichtung zur Erhaltung alten Familiengutes mit seinem handwerklichen Können und machte daraus das Schmuckstück, das jetzt vor Ihnen steht.
Das Haus des Rehmer Heimatvereins wurde im Jahre 1761 als Fährhaus vom Werrefährmann von Ditzen erbaut. Die Hauswasserversorgung erfolgte durch einen Ziehbrunnen. Der Brunnen ist auch heute noch unter der Pumpe, der Nachfolgerin dieser Pumpe, im Hof unseres Heimathauses vorhanden.
Das Heraufziehen von Wasser, für die Versorgung von Haushalt und Vieh,nahm neben der Arbeit in der Landwirtschaft und im Fährbetrieb, viel Zeit für von Ditzen in Anspruch. Die Küche, Aufhängungen für Milchkannen und alle Geräte,die für die Milchwirtschaft und die Weiterverarbeitung zu Butter und Käse benötigt wurden, waren im Bereich dieser Wasserstelle untergebracht. Deshalb war es für den Hof ein großer Gewinn als der Herr des Hauses im Jahre 1856 diese Pumpe anschaffte. Für die damalige Zeit war das eine sehr fortschrittliche Entscheidung, denn es verfügten nur wenige Höfe über solche Einrichtungen. Vielleicht haben ihm ja damals die Einnahmen durch den Fährbetrieb die finanziellen Möglichkeiten zur Anschaffung eines so modernen Gerätes verschafft.
Die Pumpe wurde von örtlichen Handwerkern gebaut. Der Schwengel und die Kolbenstange sind von Hand geschmiedet. Der Kolben und die Ventile sind aus Eichenholz und die Ventilabdichtungen aus Leder hergestellt. Zur Arbeitserleichterung ist im Gehäuse ein Bleigewicht angebracht. Das Pumpengehäuse wurde in der im Jahre 1844 gegründeten Firma
„Eisenwerk Weserhütte, Kuntze und Pottharst, Rehme an der Weser“
gegossen. Die Gießerei, die den Namen „Weserhütte“ als erste trug, war sehr primitiv. Obwohl sie am Borstenbach, dort wo später die Mühle Herzog war, der zwei Mühlen betrieb, lag, gelang es aus finanziellen Gründen zunächst nicht einmal, die Wasserkraft zu nutzen. So mussten, wenn der kleine Kupolofen Frischluft brauchte, Arbeiter ins Tretrad steigen, um das Gebläse anzutreiben. Erst Jahre später wurden die Treter, nach ihrem Wohnort nur die „Gohfelder“ genannt, von zwei Eseln abgelöst. Als diese Pumpe dort gebaut wurde, hatte die „Weserhütte“ genau zwei Jahre zuvor, nämlich am 25. Januar 1854, die Genehmigung der Königlichen Regierung in Minden bekommen, „am Mühlenbach ein Stauwehr zum Betrieb einer Eisengießerei vermittels eines oberschlächtigen Wasserrades“ anzulegen. Die Gießerei, der außer der Putzerei eine mechanische Werkstatt angegliedert wurde, blieb trotz der Neuerung bescheiden. Noch 1859 lag die Zahl der Beschäftigten unter 50. In zwei Kupolöfen wurden 350 000 Pfund Gussteile im Wert von 15 750 Talern erzeugt. In den nächsten Jahren gingen Produktion und Umsatz sogar zurück. Und das in einer Zeit, wo in anderen Orten die Industrialisierung große Fortschritte machte! In Deutschland gaben erste Eisenbahnen und Fabrikbauten den Zulieferern Auftrieb. Im Ruhrgebiet wurden bereits Achsen, Federn und Räder aus Gußstahl hergestellt. Die Rehmer Gusshütte musste sich damit begnügen, in der Hauptsache eiserne Töpfe, Herdteile, Zubehör für landwirtschaftliche Geräte und Pumpengehäuse herzustellen. Dennoch trug dieses Rehmer Unternehmen, die spätere Weserhütte, nicht unwesentlich zum Aufschwung in Ostwestfalen bei, denn die paar tausend Taler Lohn fielen in der Bevölkerung ins Gewicht. Zur Gründungszeit der späteren Weserhütte gab es Bad Oeynhausen noch nicht, dies war ein Rehmer Unternehmen. Der Gründer Pottharst starb 1863, Kunze war alt und nicht mehr so aktiv. Diese Anzeige im „Herforder Kreisblatt“ im Jahre 1865 sollte sicherlich die schwierige Situation verbessern:
„Gußwaren aller Art. Weserhütte Rehme / Weser“.
Das ist nun alles Geschichte, geblieben ist den „Rehmer Heimatfreunden“ und allen Besuchern im „Alten Fährhaus von Ditzen“ diese herrlich restaurierte Pumpe. Herzlichen Dank Karl – Heinz für das gelungene Werk!
Rehme, 1. Oktober 2003
Die Rehmer Heimatfreunde.